Wie abgesprochen weckt uns Sandra am Samstagmorgen um 4:40 Uhr. Sie bleibt so lange vor unserem Fenster stehen, bis sie sicher ist, dass wir aufgestanden sind und nicht etwa nochmal einschlafen werden. Gähnend und über unsere Müdigkeit und die Dunkelheit stöhnend, schälen wir uns aus unseren Schlafanzügen und schlüpfen in Multifunktionsshirt, Sporthose und Turnschuhe. Kurz nach fünf verlassen wir das Schulgelände und laufen zur Taxistation, wo wir Maxwell, den Büromitarbeiter der Schule, dessen Brüder und weitere Bekannte treffen. Nach wenigen weiteren Metern erreichen wir die Hauptstraße von Sakyikrom, die keine Holperstrecke mehr ist, sondern eine richtig geteerte Straße. Hier beginnen wir zu joggen, erst die bekannte Strecke, die wir immer gehen, wenn wir nach Nsawam wollen. Dann biegen wirnach links ab, werden von einer anderen Gruppe Jogger überholt und erreichen schließlich den Fußballplatz einer Senior High School. Hier folgen Lauf-ABC, Dehnübungen und schließlich ein Fußballspiel mit anderen Sportlern, die wir zufällig treffen. Gegen halb acht, die Sonne ist schon längst aufgegangen und allmählich wird es auch wärmer, machen wir uns spazierend auf den Rückweg. Es war zugegebenermaßen doch gar nicht so schlimm wie befürchtet, sondern hat sogar Spaß gemacht hat!
Eigentlich hatten Lotte und ich geplant, uns anschließend nochmal ins Bett zu legen und etwas Schlaf nachzuholen, jetzt sind wir allerdings so wach - und hungrig -, dass wir doch gleich auf bleiben, schließlich haben wir auch noch viel vor!
Nach einer ausgedehnten Dusche (zu unserer Überraschung kommt genau zum richtigen Zeitpunkt nach 26 Tagen endlich wieder Wasser aus der Leitung!) machen wir uns zum wohlverdienten Frühstück Pfannkuchen - seit wir Sandra einen Geburtstagskuchen gebacken haben, haben wir sogar Mehl. Dazu versuchen wir, aus Erdnussbutter, Zucker und Kakao "Topchoco" selbst herzustellen, eine Art Nutella, die wir hier viel essen; der Versuch hat mittelmäßig gut funktioniert, zukünftig werden wir wohl wieder auf die gekaufte Version zurückgreifen.
Dann geht es ans Waschen - weil wir letztes Wochenende ja verreist waren, hat sich ziemlich viel angesammelt, aber wir versüßen uns die Arbeit mit Weihnachtsmusik! Richtige Adventsstimmung kommt bei über 30° und kurzen Hosen trotzdem nicht auf; eine heiße Zwiebelsuppen lassen wir uns zum Mittag aber dennoch schmecken.
Danach machen wir uns auf den kurzen Weg nach Doboro - Google Maps sagt, hier soll es ein Shopping Center geben, das wollen wir uns doch mal ansehen! Das Dorf ähnelt Sakyikrom sehr, ist nur vielleicht noch etwas geschäftiger, weil es direkt an der New Road liegt; das Shopping Center suchen wir jedoch vergebens. Dafür schauen wir uns aber ein Hotel an, in dem unsere Familien bleiben könnten, wenn sie uns besuchen kommen.
Bevor wir wieder zurück zur Sygma fahren, gönnen wir uns ein Bofrot, eine leckere Art Quarkbällchen, und einen frischen Saft bei der Blue-Skies-Factory (beides muss ich unbedingt auch meine Familie probieren lassen!).
Nach kurzer Verschnaufpause - langsam merken wir, dass wir schon lange auf den Beinen sind - fangen wir an, unser Abendessen vorzubereiten: Heute soll es fried yam mit selbstgemachtem Ketchup geben. Leider müssen wir uns mit dem Essen ziemlich beeilen und schaffen auch nicht, alle Stücke zu braten, weil wir um 19 Uhr schon wieder los müssen: Grandpa hat uns eingeladen, Sandras 18. Geburtstag nachzufeiern!
Lotte und ich überlegen, ob die Bar, von der die Rede war, wohl in Sakyikrom oder Nsawam ist; als Grandpa dann aber auf die New Road abbiegt, werden wir skeptisch. Erst ziemlich genau eine Stunde später steigen wir aus - und zwar in Accra! Wir nehmen an einem der Tische draußen vor dem Restaurant Platz, bestellen Cola und versuchen, uns gegenseitig zu verstehen, was die laute Musik der Karaoke aber erheblich erschwert. Bald entscheidet Grandpa, in eine andere Bar umzuziehen, doch auch hier beruhen unsere Gespräche eher auf Nicken, Lächeln und Hoffen, dass es keine Frage war und Lotte und ich wundern uns über die Lautstärke der Musik, da die Location doch wie ein Restaurant gestaltet ist und eigentlich nicht zum Tanzen einlädt. Daraus machen wir uns aber wenig und Sandra wirkt erstmals an diesem Abend richtig glücklich, als wir uns zur Musik, die nun von westlichen Oldies auf ghanaische Hits gewechselt hat, bewegen.
Kurz vor elf machen wir uns auf den Heimweg und um Punkt 12 nehmen Lotte und ich die übriggebliebenen Yamstücke als Mitternachtssnack ein, danach fallen wir erschöpft ins Bett und freuen uns, dass wir am Sonntag ausschlafen können und außer der Französischexamensvorbereitung nichts ansteht.
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