Das zweite Adventswochenende steht ganz im Zeichen der Vorweihnachtlichkeit - auch wenn man in unserer Umgebung nach wie vor wenig davon merkt. Da am Freitag Farmer's Day und somit keine Schule ist, waschen wir schon am Donnerstagnachmittag im Eiltempo unsere Wäsche, putzen ein wenig Bad und Küche und machen uns dann nach Nsawam auf, um dort Maren in Empfang zu nehmen. Zusammen besorgen wir noch die letzten Zutaten für unser Vorhaben: Mehl, Margarine, Zucker und Schokolade. Haferflocken und Erdnüsse haben wir noch zu Hause.
Beim Abendessen besprechen wir die Pläne für den nächsten Tag, hinterher gucken wir noch einen Film, dann geht es - ziemlich eng gequetscht - ins Bett.
Freitag"morgen". Aus unserem frühen Aufstehen ist leider doch nichts geworden, also machen wir uns erst gegen Mittag auf den Weg nach Mampong - wir wollen uns die älteste Kakaofarm von ganz Ghana ansehen. Das Trotro lässt uns an einer großen Straße raus, von wo aus wir ein ganzes Stück durch das nette Dorf spazieren, bis wir schließlich vor folgendem Schild stehen:
Am Eingang der Farm eröffnet man uns, der Eintritt koste 40 Cedi - das kommt uns ziemlich überteuert und auch nicht ganz offiziell vor, zumal der Ort alles andere als touristisch wirkt. Schweren Herzens bezahlt jeder von uns nach einigem Handeln 20 Cedi - immer noch teuer, aber wir wollen ja auch nicht umsonst hergekommen sein. Die ghanaischen Besucher, die kurz nach uns ankommen, machen die kurze Führung übrigens kostenlos mit... Die Farm sieht ganz anders aus, als ich sie mir vorgestellt hätte: Statt in Reih und Glied gepflanzter Bäume empfängt uns ein kleiner Urwald - hauptsächlich aus Kakaopflanzen bestehend, versteht sich. Der Guide zeigt uns, wie die gelben Früchte mithilfe eines langen Stabs geerntet werden, was wir später auch selber einmal ausprobieren dürfen - gar nicht so leicht wie es aussieht. Wir sehen die beiden ältesten Kakaopflanzen im Land und lernen, wie die dunklen Kerne der Früchte getrocknet werden, um später zu Schokolade verarbeitet werden zu können. Am Ende dürfen wir die eigens geerntete Frucht aufschlagen und uns das süß-säuerliche Fruchtfleisch, das die Kerne umhüllt, schmecken lassen.
Bevor wir gehen, erkundigen wir uns noch, wie wir wohl am besten nach Dodowa kommen, wo es sehenswerte Wasserfälle geben soll, doch der Weg hört sich so kompliziert an, dass wir uns lieber dafür entscheiden, auf dem Rückweg nach Nsawam in Aburi Stopp zu machen und noch einmal in den botanischen Garten zu gehen. Die Fahrt ist viel kürzer als wir es in Erinnerung hatten und so fahren wir prompt ein ganzes Stück an Aburi vorbei. Irgendwo im Nirgendwo steigen wir aus dem Trotro, das leider auch nicht zufälligerweise bis Nsawam fährt, aus, laufen ein Stück in die Richtung, aus der wir gekommen sind, und steigen dann, weil der Weg doch noch ziemlich weit ist, in ein Trotro, das uns diesmal wirklich nach Aburi bringt. Mittlerweile dämmert es schon, aber mit Mückenspray gewappnet spazieren wir trotzdem noch durch die Parkanlage, die nun fast etwas mystisch wirkt.
Auf dem Weg zur Trotrostation herrscht im Ort ein reges Treiben, die Straßenverkäufer haben Kerzen und Fackeln angezündet und irgendwo findet eine Beerdigung statt. Wir fühlen uns richtig wohl und würden gerne noch etwas bleiben, aber mittlerweile ist es schon recht spät und wir müssen ja noch nach Hause kommen. Zurück in Nsawam werfen wir unsere Kochpläne über Bord und essen stattdessen Jollof Rice und Indomie-Nudeln auf der Straße, dann geht es zurück zur Sygma.
Samstagmorgen. Endlich ist der Tag gekommen, auf den ich mich schon freue, seit wir Mitte November angefangen haben, Weihnachtsmusik zu hören: Heute wollen wir Weihnachtsplätzchen backen! Um eine Weihnachtsmütze zu tragen, sind mir die 36° eindeutig zu warm, aber "Last Christmas" und "In der Weihnachtsbäckerei" sorgen einigermaßen für das nötige Weihnachtsfeeling. Von mittags bis abends stehen wir also in der Küche und backen Ausstecherle, Schwarz-Weiß-Gebäck, Kulleraugen, Knusperkugeln und gebrannte Erdnüsse (Mandeln konnten wir leider nicht auftreiben) - unterbrochen nur durch die Besorgung von mehr Mehl und Zucker.
Außerdem "stellen" wir unseren Weihnachtsbaum auf, der nun neben Adventskranz, Lichterketten, Papiersternen und Holzanhängern unser Zimmer schmückt!
Nach einem späten Abendessen machen wir uns auf die Suche nach einer netten Bar in Sakyikrom, wo wir den 100. Tag im Projekt ausklingen lassen wollen - die Zeit rast wirklich wie verrückt!
Am Sonntag fahren wir, nachdem wir die zweite Kerze unseres Flaschenadventskranzes angezündet haben, zur Blueskies Factory, schließlich wollen wir Maren die leckeren Säfte nicht vorenthalten, dann begleiten wir sie zum Taxi, das sie nach Nsawam bringt, und wünschen ihr eine gute Rückfahrt.
Montagmorgen geht Lotte, die zur ersten Stunde Unterricht hat, nichtsahnend in ihre Klasse, wo ihr mitgeteilt wird, dass diese Woche schon die Examen geschrieben werden! Unsere armen Schüler sind doch noch gar nicht ausreichend vorbereitet, schließlich hieß es doch, erst die letzte Woche vor den Ferien wäre die Prüfungswoche! Sehr zögerlich, hoffentlich trotzdem motivierend wirkend, teilen wir also Punkt 12 die French-Exams aus, um wenig später beim Korrigieren festzustellen, dass unsere Schüler die Aufgaben größtenteils richtig gut bewältigt haben! Besonders stolz bin ich, wenn ich die Ergebnisse mit denen der älteren Schüler vergleiche. Da haben nämlich die wenigstens überhaupt mehr als die Hälfte richtig beantwortet, während in meinen Klassen viele Schüler - zumindest mit der Bonusaufgabe - 100% erreicht haben und ich würde nicht sagen, dass unsere Aufgaben besonders einfach gewesen wären - eher im Gegenteil!
Während die Schüler also täglich ein Examen nach dem nächsten schreiben, sind wir damit beschäftigt, zunächst die Ankreuzaufgaben der French-Exams nach Muster zu korrigieren, später dann auch die französischen Aufsätze der älteren Schüler durchzusehen, was für uns natürlich deutlich spannender ist, wenngleich ihre Aufgabe wohl darin bestand, einen fertigen Text etwas abgeändert abzuschreiben, also eigentlich wenig anspruchsvoll... Der Französischlehrer jedenfalls ist sichtbar erleichtert und bedankt sich am Ende der Woche vielmals bei uns: "God bless you".
Für das dritte Adventswochenende haben Lotte und ich uns endlich mal die Urlaubsplanung vorgenommen, womit wir am Samstagnachmittag nach langem Ausschlafen und spätem Frühstück anfangen. Dass wir Weihnachten zusammen mit einigen anderen Freiwilligen am Strand in Cape Three Points verbringen wollen, stand schon lange fest. Danach wollen wir uns im Westen des Landes umsehen. Nach einigem Hin und Her und dem Versuch, es Silvester doch irgendwie nach Winneba zu schaffen, wo einige andere Freiwillige zu einem Maskenball gehen werden, haben wir uns jetzt eine schöne Rundreise überlegt - zwar ohne Winneba, aber dafür mit allen anderen Orten, Parks und Reservaten, die wir sehen wollten.
Nun brennt die dritte Kerze, in der Schule findet schon gar kein Unterricht mehr statt, stattdessen bringen wir den Kindern spielerisch ein paar französische Weihnachtsvokabeln bei und lassen sie Weihnachtsbilder malen.
Für Mittwoch ist eine Weihnachtsfeier geplant und Donnerstag starten die von allen lang ersehnten Ferien, Freitag geht unsere große Reise los. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf drei Wochen voller neuer Eindrücke!
Kommentar schreiben