Am Neujahrstag kommen wir erst spät aus den Federn; erst gegen Mittag holen wir uns Egg and Bread und Kaffee - den ich erstmals ghanatypisch direkt aus der Tüte trinke - und setzen uns damit an den Strand, der zwar von Touristen nur wenig besucht wird, mit seinen Fischerbooten und Palmen aber sehr sehenswert ist.
Bald verabschieden Lotte und ich uns von den anderen, um uns auf die Weiterfahrt nach Takoradi zu machen. Spontan entscheiden wir uns für ein Hotel, das so zentral liegt, dass wir vom Balkon (!) aus den Markt sehen können, auf dem wir uns nach kurzer Verschnaufpause auch etwas umsehen. Dabei begegnen wir einer Gruppe bunt verkleideter Leute, die mit Trommeln, Tröten und Gesang durch die Straßen ziehen - halb so schlimm also, dass wir den Maskenball in Winneba verpasst haben, zu dem einige andere Freiwillige gehen wollten.
An einem kleinen Stand entdecken wir ein kartoffelpufferartiges Fettgebäck, das wir uns später zusammen mit Reis und Contombre-Stew bei Kerzenschein auf dem Balkon sitzend schmecken lassen.
Obwohl Takoradi eigentlich gar kein Ziel, sondern nur eine Zwischenstation auf dem Weg gen Norden ist, gefällt es uns hier richtig gut - schade, dass wir schon so bald wieder abreisen. Am nächsten Morgen suchen wir uns nämlich ein Trotro Richtung Kumasi, aus dem wir 4,5 Stunden später in der Nähe des Lake Bosomtwe wieder aussteigen. Eine kurze Trotro- und teure Taxifahrt später finden wir uns in einer recht schicken Hotelanlage direkt an dem See wieder, dessen Ausmaße und gegenüberliegende Ufer wir durch den Hamattan nur schwach erahnen können. Später kommen auch Cecilia und Maren an, mit denen wir die restliche Ferienzeit verbringen werden.
Im Reiseführer hatte Lotte etwas von einer Pferderanch in der Nähe gelesen und prompt Lust auf's Reiten bekommen, also packen wir am nächsten Tag Sonnencreme und Wasser ein und spazieren über breite Sandwege durch Wälder und kleine Dörfer. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir die Ranch, auf der Esel und Pferde frei herumlaufen, und gönnen uns statt einem Ausritt, den man vorher hätte ankündigen müssen, ein leckeres, spätes Mittagessen. Als wir wieder an unserem Hotel ankommen ist es schon dunkel, aber die holländischen Gäste laden uns zu ihrem gemütlichen Lagerfeuer mit Gitarrenspiel ein. In fließendem Deutsch erzählen sie, dass sie erst seit zwei Tagen in Ghana sind und plötzlich sind wir nun diejenigen, die Erfahrungen und Tipps weitergeben und uns wird bewusst, wie lange wir mittlerweile schon hier sind und wie gut wir uns eingelebt haben!
Als wir am nächsten Nachmittag in Kumasi ankommen, der zweitgrößten Stadt Ghanas und dem letzten Ziel unserer Reise, müssen wir zunächst mit unseren schweren Rucksäcken über einen Teil des riesigen Central Markets, um zu unserem Hotel zu kommen, und beschließen, morgen auf jeden Fall mehr Zeit hier zu verbringen. Für heute Abend haben wir uns für Pizza entschieden - die hatten wir nun schon lange nicht mehr - und dank Reiseführerempfehlung ist es sogar die beste Pizza, die wir hier bisher gegessen haben! Anschließend wollen wir tanzen gehen, um eine richtige Silvesterparty nachzuholen, aber wie so oft finden wir nur Bars, in denen die Musik zu laut ist um sich zu unterhalten, aber getanzt wird auch nicht.
Zum Frühstück holen wir uns am nächsten Morgen Kleinigkeiten von der Straße - für mich gibt es gegrillte Plantain, Bofrot und Papaya - und setzen uns damit in das Cultural Center, das uns Mariele empfohlen hatte und das ich mir irgendwie parkähnlicher und grüner vorgestellt hatte. Gut gestärkt machen wir uns dann auf zum Markt - ich will mich nach Stoffen umsehen, die anderen nach Klamotten, einer Sonnenbrille und was uns sonst noch so über den Weg läuft. Letztendlich haben wir alle vier ziemlich prall gefüllte Tüten - ich hätte nicht gedacht, dass unter den Secondhand-Sachen so viele schöne Stücke dabei sind!
Am Nachmittag bleibt uns sogar noch Zeit für einen Abstecher zur Kumasi Mall, die im Grunde der in Accra sehr ähnelt; die Hauptattraktion ist stets der Supermarkt!
Abends essen wir in dem netten, kleinen Restaurant neben unserem Hotel, zum Nachtisch holen wir uns ein Tankstelleneis - die Tankstellen sind hier, nicht nur was die Kühltruhe angeht, immer erstaunlich gut sortiert! Kartenspielend lassen wir den Abend ausklingen, am nächsten Morgen frühstücken wir wie gehabt, dann treten wir die Rückreise an. Lotte und ich müssen über zwei Stunden warten, bis das Trotro endlich voll ist und losfährt, aber dafür können wir nach vier Stunden Fahrt direkt vor den Toren der Sygma aussteigen. Grandpa begrüßt uns sehr herzlich; der immer noch nicht eingebaute Ventilator, das nach wie vor nicht fließende Wasser, die leere Gasflasche und die Würmer im Klo und Termiten im Schrank sind weniger erfreulich, aber trotzdem sind wir froh, nun um einige Erfahrungen reicher wieder hier zu sein und bald wieder mitten im Schulalltag zu stehen, der während der Ferien so weit weg zu sein schien.
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Heike (Samstag, 12 Januar 2019 15:03)
Ihr seid ja schön unternehmungslustig! Ja, die Standards sind andere... Aber man ist oft erstaunt, was dann doch OK ist, oder eben anderes wichtiger ist. Aber ich gönne euch auf jedenfall eine schönere Unterkunftsituation! Danke für den Brief! Ich werde ihn bei der Lesenacht Vorlesen. Alles gute weiterhin