Schneller als gedacht steht er vor der Tür: Der letzte Schultag des zweiten Terms. Lotte und ich verbringen den Vormittag mit den Kindern: Mit den Erstklässlern hören wir den „Cha-cha-cha des animaux de paque“ und andere französische Lieder, in der zweiten Klasse sind wir bei der (schmucklosen) Zeugnisausgabe dabei und mit den Nursery-Kids tanzen und spielen wir.
Dann geht es für die Kinder in die langersehnten Ferien - nur die Schüler der Form 3 müssen bleiben und haben weiterhin Unterricht, nur am Osterwochenende selbst dürfen auch sie nach Hause... Lotte und ich wollen die Ferien nutzen, um in den Norden zu reisen, nachdem wir ja im Winter die Küste und den Westen erkundet haben. Nun geht es also dorthin, wo die wenigen Trotros, die es überhaupt gibt, älter und klappriger sind, wo die Sonne heißer brennt, wo die Häuser in den Dörfern eher aus Lehm und Palmwedeln als richtig gemauert sind, wo die Landschaften trockener wirken und die meisten Leute muslimisch sind und sich auf Motor- und Fahrrädern fortbewegen, wie wir bald feststellen werden. Kurzum, wir reisen dorthin, wo alles ganz anders ist als wir es vom südlicheren Teil des Landes gewohnt sind.
Am Nachmittag hole ich zunächst noch ein liebes Geburtstagspäckchen von meiner besten Freundin von der Post ab, dann packe ich meinen Rucksack - diesmal wieder den großen, roten Backpack statt des Tagesrucksacks, schließlich werde ich dreieinhalb Wochen unterwegs sein!
Da in den nächsten Tagen Lottes Familie ankommen wird, nutzen wir den Vormittag des ersten Ferientages zum Aufräumen und Putzen, am Nachmittag verabschiede ich mich für den bisher längsten Zeitraum von Lotte und mache mich auf den Weg nach Kumasi. Nach fünfstündiger Fahrt ist es mittlerweile dunkel und ich steige etwas zu früh aus, aber irgendwann treffe ich Marie, die geduldig eine ganze Weile auf mich gewartet hat, um mich abzuholen. Gemeinsam warten wir nochmal zwei Stunden, dann sitzen wir endlich im Trotro nach Offinso, dem kleinen Ort, in dem Marie wohnt und wie wir in einer Schule arbeitet. Es ist das erste Mal, dass ich ein Projekt von Mitfreiwilligen kennenlerne, gespannt schaue ich mich um und stelle fest, dass mich das Dorf sehr an Sakyikrom erinnert - der einzige Unterschied: Es gibt nicht einmal eine Vorrichtung für Leitungswasser und der Brunnen steht auch nicht auf dem Schulhof; das Wasser muss ich am nächsten Morgen durch das halbe Dorf tragen, bevor ich mich statt im Badezimmer unter Mangobäumen und Palmenblättern dusche.
Nach leckerem Waakye-Frühstück (Reis mit Bohnen, Spaghetti und Salat) machen Marie und ich uns dann auf den Weg nach Kumasi, wo wir an einem großen Kreisel mit Mariele verabredet sind, um auch ihr Projekt kennenzulernen.
Dann geht es schließlich zu unserer ersten richtigen Etappe, nach Effiduase. Die Stadt scheint doch größer zu sein, als wir im ersten Moment annehmen, doch unser eigentliches Ziel ist ein anderes: Am nächsten Morgen fahren wir zum Fuße des Abusua Prayer Mountains, dessen Stufen wir - unter größter sportlicher Anstrengung - erklimmen. Oben angekommen erwarten uns nur wenige Pilger, dafür aber eine richtige Kirche und ein wunderschöner Ausblick, für den sich der schweißtreibende Aufstieg gelohnt hat!
Wir verbleiben eine ganze Weile auf dem Berg und genießen die Sicht, dann treten wir den Rückweg an, denn wir haben heute noch mehr vor: Kurze Zeit später sitzen wir vor dem Office der Bomfobiri Wildlife Sanctuary. Hier hat man wohl nicht mit uns gerechnet, doch schließlich kommt ein Guide und es kann losgehen: Nach kurzer Taxifahrt zum Eingangsschild des Parks wandern wir von dort aus zunächst zum Lion-Rock (der seinen Namen zurecht trägt!) und dann zu zwei verschiedenen Wasserfällen. Obwohl wir mittlerweile schon Einige gesehen haben, finde ich die herabstürzenden Wassermassen immer wieder sehr beeindruckend. Während wir die kühlenden Spritzer des Wassers genießen (Marie springt sogar ganz rein!) verdunkelt sich langsam der Himmel über uns - am Taxi kommen wir alles andere als trocken an...
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Yeji, von wo aus wir mit einer Fähre den Volta-See überqueren wollen, um nach Salaga zu kommen. Die „Fähre“ stellt sich als gigantisches Kanu heraus, in dem unzählige Menschen dicht gedrängt auf einfachen Holzbänken Platz nehmen. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken ist die Fahrt nicht gerade bequem, doch wir genießen den Blick auf das Wasser und den angenehmen Fahrtwind.
Nach einer halben Stunde erreichen wir das andere Ufer, wo bereits Trotros auf uns warten, die dem entsprechen, was ich mir unter einem klapprigen Safari-Bus vorstelle.
Wir holpern eine Stunde durch die staubige Gegend, dann kommen wir in Salaga an - einem beschaulichen Ort, auf dessen Marktplatz ein Schild mit der Aufschrift „Salaga Slave Market“ aber auf eine größere Bedeutung in der Vergangenheit hinweist.
Ein Museum oder ähnliches suchen wir aber vergeblich, also verbringen wir den nächsten Tag spazierend und Karten spielend - meine Mitreisenden sind begeisterte Skatspieler!
Dann geht es für uns über Bimbilla weiter nach Yendi - auch diese beiden Städtchen haben nicht sonderlich viel zu bieten, aber die Fahrten über die staubtrockenen, holprigen Straßen (die zum Teil parallel zu perfekt geteerten Straßen verlaufen...) sind schon für sich ein Erlebnis - wir sind uns einig, dass wir noch nie in unserem Leben so dreckig waren!
In Yendi bleiben wir nur eine Nacht, dann fahren wir weiter nach Tamale; die Tage dort verbringen wir hauptsächlich auf dem Markt und in sogenannten Craft-Shops, in denen handgeflochtene Körbe, traditioneller Schmuck, Holzelefanten, Trommeln, bunte Kleider und Schlüsselanhänger verkauft werden.
Mittlerweile sind wir seit über einer Woche unterwegs und morgen ist Ostersonntag - wovon man hier, im muslimisch geprägten Norden, aber nichts mitbekommt. Trotzdem ist der Tag für mich besonders, denn ich lerne Lottes Eltern und Bruder kennen, die sich in der Zwischenzeit zusammen bereits Nsawam, Cape Coast und Kumasi angeschaut haben und nun auch nach Tamale gekommen sind.
An der Trotrostation verabschiede ich mich von Marie und Mariele, die nach Bolgatanga weiterreisen wollen und treffe wenig später Lottes Familie. Gemeinsam steigen wir in ein Trotro, das uns nach Larabanga bringt, wo wir einen Zwischenstopp einlegen, um die berühmte Moschee zu besichtigen, dann geht es weiter zum Mole Nationalpark. Ich hatte erst Bedenken, dass ich bestimmt die Familienidylle stören würde, doch Lottes Familie nimmt mich sehr herzlich auf (und lädt mich sogar ein!) und so verbringen wir einen schönen ersten gemeinsamen Abend.
Am nächsten Morgen stehen wir sehr zeitig auf, denn die Morgensafari wollen wir uns nicht entgehen lassen! Um 7 Uhr treffen wir uns wie verabredet mit unserem Guide Latif. Wir sind kaum unterwegs, da laufen uns tatsächlich bereits zwei Elefanten über den Weg!
In den nächsten zwei Stunden wandern wir durch die Savanne und kommen schließlich an den großen Wasserlöchern an, die die Tiere gerne als Trink- und Badestelle nutzen. Und wir haben Glück - gerade vergnügen sich zwei Elefanten im Wasser, denen wir eine Zeit lang beim Plantschen und Spielen zuschauen.
Auch Lotte und ich kühlen uns wenig später im Hotelpool ab, bevor wir uns für die Jeep-Safari am Nachmittag bereit machen.
Lottes Eltern haben schon am Morgen auf einem Jeep-Dach gesessen und uns begeistert davon berichtet, also sind wir noch einmal sehr gespannt, was da auf uns zukommen wird.
Wir fahren zunächst eine Weile durch die Landschaft, dann bedeutet Latif plötzlich dem Fahrer stehenzubleiben - über Funk hat er von anderen Führern erfahren, dass sich gerade ganz in der Nähe Tiere aufhalten. Wir klettern schnell vom Dach des Autos und folgen unserem Guide ins Dickicht - querfeldein über Stock und Stein. Dann steht plötzlich unmittelbar vor uns erst ein Elefant, dann drei. Wir sollen uns von nun an strikt an die Anweisungen von Latif halten. Besonders das jüngste Tier sei nicht gerade begeistert von unserem Auftauchen, doch wenn wir jetzt den Rückzug anträten, würden wir ihm die Möglichkeit geben, uns anzugreifen, heißt es, also verharren wir an Ort und Stelle. Obwohl wir alle überzeugt sind, dass Latif die Situation im Griff hat, ist die Stimmung merklich angespannt. Ein wenig ängstlich und zugleich fasziniert beobachten wir die beeindruckenden Tiere, dann ziehen wir uns langsam (und vorsichtig!) wieder zurück.
Während der restlichen Fahrt kommen wir an verschiedenen Antilopen- und Gazellenarten vorbei, sehen ein paar Vögel, Schmetterlinge und Affen - und eine kleine Elefantenfamilie überquert die Straße wenige Meter vor uns, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
Zurück am Hotel berichtet auch Lottes Mama von einer tierischen Begegnung: Als sie auf einem Felsen mit Blick auf das Wasserloch saß und konzentriert durch das Fernglas schaute, ist ein Warzenschwein unbemerkt an sie herangeschlichen und hat sie aufschrecken lassen! Am Abend beobachten wir noch ein paar (ziemlich große!) Paviane, die sich direkt vor den Hotelzimmertüren niedergelassen haben.
Am Dienstagmorgen bewundere ich die gelassene Stimmung am Frühstückstisch, schließlich ist heute der Tag, an dem sich Lotte wieder von ihrer Familie verabschieden muss.
Noch gemeinsam fahren wir zum Flughafen von Tamale - dem kleinsten Flughafen, den ich je gesehen habe: Sobald man durch die Eingangstür tritt, steht man vor den zwei Check-In-Schaltern, gleich daneben der Sicherheitscheck mit genau einem Durchleuchtungsgerät. Ein paar Minuten sitzen wir noch zusammen im kleinen Wartebereich (direkt links neben den Schaltern), dann treten Lotte und ich wieder hinaus in den kühlen Nieselregen - „passt ja zur Stimmung“, kommentiert Lotte, zeigt sich aber weiterhin sehr gefasst.
Wir setzen uns in ein Trotro, das nach Bolgatanga losfahren soll, sobald ein Flugzeug landet und neue Passagiere liefert - wann das sein wird, kann uns aber niemand sagen. Irgendwann beschließt der Fahrer, leer ins Zentrum von Tamale zu fahren, um weitere Mitfahrer einzusammeln; auch dort warten wir noch einmal eine ganze Weile, aber schließlich kommen wir doch an unserem Ziel an.
Den ersten Tag in Bolgatanga lassen wir ganz entspannt angehen, wir schlafen lange und machen uns erst zur Mittagszeit auf, um die Stadt zu erkunden. Schon bald müssen wir allerdings eine Pause einlegen, die Mittagssonne scheint heute etwas viel für mich zu sein und viel gegessen und getrunken haben wir auch nicht gerade... Mit kühlem Wasser und Bofrot gestärkt, ziehen wir weiter in die Richtung, in die vage gezeigt wird, als wir uns nach dem ethnografischen Museum erkundigen. Tatsächlich stehen wir wenig später in einem kleinen Raum mit Bildern, Gemälden und vor allem Gegenständen wie Trommeln, Krügen und Schalen, die typisch für das Volk der Lobi sind.
Um das Museum herum befinden sich etliche Craft-Shops und diesmal ergreife ich die Chance und kaufe zwei schöne, handgeflochtene Körbe - hoffentlich passen die noch in meinen Rucksack...
Nach einem leckeren Mango-Smoothie besteigen wir eine Rikscha, die uns zum Park bringen soll - der sich als kleines Stadion herausstellt... Trotzdem nehmen wir auf der Tribüne Platz und schauen den Volleyball-Spielern bei ihrem Training zu, bis wir hungrig werden und uns mit einer Portion Indomie-Nudeln im Innenhof unseres Hotels niederlassen.
Nach diesem eher ruhigen Tag haben wir am Donnerstag nun wieder volles Programm: Als erstes fahren wir nach Paga, einer Grenzstadt zu Burkina Faso. Hier interessieren uns die Krokodile, für die der kleine Ort bekannt ist. Wir bezahlen eine ziemlich hohe Eintrittsgebühr und kaufen ein Perlhuhn (!), dann werden wir durch das Tor gelassen und stehen vor einem großen, wohl künstlich angelegten Teich - das hatte ich mir irgendwie romantischer vorgestellt. In den nächsten Minuten versuchen mehrere Männer mit Pfeifgeräuschen und unserem armen Hühnchen (das zusehends zerrupfter aussieht...) eines der über hundert in dem Tümpel lebenden Krokodile aus dem Wasser zu locken. Eine halbe Stunde vergeht, dann noch eine - kein Tier in Sicht. Lotte und ich wollen schon aufgeben, doch einer der Männer meint, dass sich sicher gleich eins zeigen wird. Und tatsächlich: Als wir vom Wasserkaufen zurück an den Teich kommen, liegt ein Krokodil - umzingelt von einer Gruppe ghanaischer Touristen - am Ufer. Nun werden haufenweise Bilder gemacht, schließlich wird das gefiederte Opfer erlöst und das Krokodil, das sich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewegt hat, watschelt zurück ins Wasser.
Laut Reiseführer soll gegenüber des Teichs ein Craft-Shop mit handgefertigtem Schmuck und sogar ein Freilichtmuseum sein. Ein Hinweisschild führt uns in einen Hinterhof, wo uns ein kleines Mädchen schnell versichert, dass wir hier genau richtig sind. Aus einem der Häuschen holt sie Anchalla. Der sehr nette, ältere Mann ist der Besitzer des Museums und zeigt uns die zum Teil 2000 Jahre alten Relikte der Kultur der hier im Norden lebenden Völker: Häuser in der typischen Bauweise mit flachem Dach, auf dem es nachts kühler ist als im Inneren, Töpfersachen und Trommeln.
Trotz des interessanten und ausführlichen Museumsbesuches ist der Tag noch jung und so beschließen wir, nachmittags noch einen zweiten Ausflug zu machen: Wir fahren nach Tongo und von dort aus in die Tengzug Hills. Ein Guide führt uns durch die felsige, fast mondähnliche Landschaft, bis wir zu dem bekannten Schrein gelangen, den man nur oberkörperfrei betreten darf! Wir sind uns nicht ganz sicher, was wir uns unter einem Schrein vorstellen sollen, denken am Ehesten an eine prunkvoll geschmückte Stätte, doch der heilige Ort entpuppt sich als einfache Höhle, die außer etlichen Federn von geopferten Hühnern nicht viel zu bieten hat. Trotzdem - oder gerade deswegen - finden wir es interessant zu hören, wie sehr an die Macht dieses Ortes geglaubt wird - er würde kranke Menschen heilen und auch bei allen anderen Problemen helfen. Tatsächlich kommen uns auf dem Rückweg einige Ghanaer entgegen, die nicht gerade wie Touristen wirken.
Leider sind wir nicht zur Hammatan-Zeit hier, wenn die Felsen durch den pfeifenden Wind „singen“, stattdessen wird uns die Cave School gezeigt: Eine Felsformation, die früher als Klassenraum genutzt wurde - und zwar nicht bis vor tausend Jahren, sondern bis 2012, als erst die neue Schule gebaut wurde!
Beeindruckt von der Schule, aber auch von der ganzen Gegend machen wir uns auf den Rückweg und am nächsten Morgen auf die Reise nach Wa - also einmal quer durch den ganzen Norden. In Wa angekommen nutzen wir den Rest des Tages, um unsere, von der Trotro-Fahrt über rote Sandwege völlig eingestaubten Klamotten - und uns selbst! - zu waschen.
An einem netten, kleinen Stand sitzend und Sobolo trinkend, lernen wir am nächsten Morgen Bitu, die Prinzessin von Wa, kennen! Kurz darauf treffen wir sie am Palast des Chiefs wieder, doch leider ist ihr Vater, der Chief selbst, nicht da, um uns in das Gebäude zu führen.
Stattdessen machen wir uns auf die Suche nach einer Moschee, die der in Larabanga sehr ähnlich sein soll, doch erstaunlicherweise scheint niemand das Bauwerk zu kennen - vielleicht haben wir auch nur etwas verwechselt. Dafür schauen wir uns aber eine andere Moschee an. Sobald das Gebet der Muslime beendet ist, werden wir sogar herein- und auf das Dach gelassen, von wo aus wir einen tollen Blick über die gesamte Stadt haben!
Abends schlendern wir noch ein wenig über den Markt, packen schon unsere Sachen und gehen dann früh ins Bett, denn das Trotro nach Wechiau fährt am nächsten Morgen früh ab. In dem kleinen Ort angekommen führt unser Weg erst zu einem Laden, wo wir uns mit Wasser, Spaghetti und Tomatenmark eindecken, und dann zum Büro der Hippo Sanctuary, wo wir unseren Aufenthalt in der Lodge und die Fahrt dorthin buchen. Mit einem Motorking, einem Motorrad mit riesiger Ladefläche, auf der Güter - oder eben Mitfahrer - Platz finden, geht es eine halbe Stunde durch die grüne Landschaft, bis wir schließlich die Lodge erreichen.
Über die Mittagszeit lesen Lotte und ich ein wenig und machen uns Gedanken über den Plan für die folgenden Tage. Dann soll es losgehen zu den Nilpferden: Eine Gruppe von internationalen Missionaren, die schon seit Jahren in Ghana leben, nehmen uns in ihrem Auto mit zum nahegelegenen Fluss, der die Grenze zu Burkina Faso bildet. Mit Kamera und Fernglas ausgestattet, besteigen wir zusammen mit dem Guide ein Kanu und schon nach wenigen Paddel-Zügen entdecken wir eine Gruppe Flusspferde! Lange beobachten wir die gefährlichsten Tiere Afrikas - bzw. deren rosafarbene Ohren und Nasen, die aus dem Wasser ragen.
Bevor wir zurückfahren, legen wir kurz am anderen Ufer an - die Chance, einen Fuß auf burkinischen Boden zu setzen, lassen wir dieses Mal nicht ungenutzt verstreichen!
Dann geht es zurück zur Lodge, wo immer noch Stromausfall ist, und wir kochen uns unsere Nudeln im Halbdunkel.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Motorking zurück nach Wechiau und dann mit dem Trotro über Sawla nach Techiman - insgesamt sind wir 10 Stunden unterwegs; abends fallen wir nur noch ins Bett.
Von einem kleinen Dorf in der Nähe aus wollen wir am nächsten Morgen eine Wanderung unternehmen. Ohne, dass wir uns irgendwo angemeldet hätten, sind wir plötzlich Teil einer Gruppe von 25 Ghanaern, die sich lautstark auf den eigentlich wunderschönen Weg zu einem Wasserfall machen. Der nette Führer, auf den wir unterwegs stoßen, merkt schnell, dass wir uns das Ganze etwas anders vorgestellt hatten, und raunt uns zu, dass wir ihm unauffällig folgen sollen. Im Laufschritt bringen wir uns außer Reichweite der Einheimischen und wandern dann in aller Ruhe durch das dichte Grün Richtung African Rock, von wo aus wir eine tolle Sicht über die Gegend genießen.
Hinterher laufen wir noch einmal zurück zum Wasserfall, der, mitten im Regenwald gelegen, ohne die Menschenmassen nun fast mystisch wirkt.
Zurück in Techiman wollen wir uns noch den Markt anschauen, der aber schon so gut wie abgebaut ist. Also kommen wir am nächsten Morgen nochmal wieder, bevor wir nach Boabeng fahren. Dort empfängt uns gleich, nachdem wir aus dem Sammeltaxi aussteigen, ein Mitarbeiter der Monkey Sanctuary, der uns anbietet, uns zum Hotel zu bringen. Man ginge gut 10 Minuten - und zwar querfeldein durch den Urwald!
Den Nachmittag verbringen wir entspannt; abends genießen wir in einem offenen Pavillon ein leckeres Abendessen - während es um uns herum blitzt und gewittert; die Regenzeit hat wieder angefangen.
Auch zum Frühstück sitzen wir in dem Pavillon - diesmal fällt unser Blick auf die Affen, die sich flink durch die Bäume schwingen. Nach dem Frühstück holt uns ein Guide ab, der uns, mit Bananen und Erdnüssen ausgestattet, in den Wald führt. Die Affen lassen nicht besonders lange auf sich warten, schon bald picken sie mit kitzelnden Fingern die Erdnüsse aus unseren Händen, schälen sich eine von den angebotenen Bananen und machen es sich auf unserer Schulter bequem!
Die größeren, schwarz-weißen Affen mit dem langen, buschigen, weißen Schwanz sind scheuer, lassen sich aus der Ferne aber auch gut beobachten, was wir eine ganze Weile ausnutzen, nachdem wir uns von den kleineren, zutraulicheren Affen gelöst haben.
Am Ende zeigt man uns noch den Affenfriedhof, auf dem neben den Tieren auch einige Menschen, die sich zu Lebzeiten besonders für die Affen eingesetzt haben, begraben sind...
Dann packen Lotte und ich unsere Sachen, genießen noch einmal die schöne Strecke durch den Urwald und machen uns dann auf den Weg nach Kintampo.
Mit einer Rikscha fahren wir am nächsten Tag zu den berühmten Kintampo-Falls, wo man sich nach Bezahlen der Eintrittsgebühr zu unserem großen Erstaunen ganz ohne Guide bewegen darf! So spazieren Lotte und ich zu den ersten beiden Stufen des Wasserfalls und erreichen schließlich auch die überwältigende Dritte.
Hier gibt es seit Neustem einen Canopy Walk, von dem aus man einen uneingeschränkten Blick auf die herabrauschenden Wassermengen hat.
Anschließend steigen wir die Treppenstufen hinab zum „Pool“ am Fuße des Wasserfalls. Wir warten ab, bis wir ungestört sind, dann stürzen wir uns ins kühle Nass. Wir genießen die Naturdusche und -wasserrutsche, bis es am späten Nachmittag anfängt zu regnen.
Als der Regen langsam wieder abklingt, machen wir uns auf den Rückweg. Noch haben wir nicht genug von Wasserfällen, also fahren wir zu den weniger bekannten, aber genauso beeindruckenden Fuller-Falls. Der in breiten Stufen herabstürzende Wasserfall versteckt sich mitten in einem dunklen Wald - Lotte und mir gefällt die geheimnisvolle Stimmung, die durch die bald einsetzende Dämmerung und den Regen erzeugt wird.
Als wir irgendwann zurück zur Rikscha gehen, die uns hergebracht und auf uns gewartet hat, kommt uns der Fahrer etwas aufgeregt entgegen und verkündet, dass er den Schlüssel verloren hat! Etwas unbeholfen suchen wir zwischen Steinen, Felsen und heruntergefallenem Laub danach, doch es scheint hoffnungslos zu sein. Zu unserem Glück kommt aber bald ein Motorrad vorbeigefahren und mit vereinten Kräften schaffen sie es - durch Kurzschluss und wiederholtes Anschieben - die Rikscha wieder zum Laufen zu bringen. Sonst hätten wir wohl auf das Taxi hoffen müssen, das seit einiger Zeit im Wasser stehend (!) von seinem Besitzer gewaschen wird.
Die letzten Tage unseres Urlaubs verbringen wir - wie auch schon in den Weihnachtsferien - in Kumasi. Wir schaffen es sogar, uns nochmal mit Marie und Mariele zu treffen, die auf ihrem Weg nach Hause auch über Kumasi fahren. Zusammen schlendern wir über den Markt, kaufen Stoffe und das ein oder andere Second-Hand-Kleidungsstück und gehen gemeinsam Mittag essen, dann verabschieden wir uns wieder von den beiden. Zu zweit schauen Lotte und ich uns noch eine tolle Kirche an und machen einen kleinen Abstecher in die Mall, abends setzen wir uns mit einer Portion Indomie auf den Balkon und unterhalten uns bis tief in die Nacht; um uns herum blitzt und gewittert es.
Jetzt sitzen wir im Trotro auf dem Weg nach Hause - die so ereignisreichen, letzten drei Wochen sind wie im Flug vergangen und der Schulalltag, der ab morgen wieder herrschen soll, scheint noch unendlich weit entfernt. Ich freue mich aber darauf, die Kinder wiederzusehen und es ist ein komisches Gefühl, dass nun bereits der dritte und damit letzte Term dieses Schuljahres beginnt - an dessen Ende uns noch einmal drei Wochen Ferien erwarten, auf die wir uns zugegebenermaßen schon jetzt freuen!
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